Vereinsleben: Ihr Herzblut hält Menschen zusammen

Horw ohne Vereine? Undenkbar. Es würde an Treffpunkten, Sportangeboten und Kulturproduzenten fehlen, ebenso an Veranstaltern und helfenden Händen. Ihr Engagement auf allen Ebenen sorgt für ein lebendiges Horw. Im Alltag genauso wie bei Anlässen.

750 Jahre Horw. Das wurde 1981 ein ganzes Jahr lang gefeiert. Mit einem Tag der Chöre, einem Kinder- und Jugendfest, einem Fest des Sports, mit Ausstellungen und vielem mehr. Das zweitägige Hauptfest fand im September statt. Ein OK aus über 150 freiwilligen Personen und die Horwer Vereine ermöglichten die vielen­ Aktivitäten. Das gleiche Bild 2019. Ein engagiertes OK und Horwer Vereine sorgen dafür, dass das 63. Zentralschweizerische Jodlerfest ein Erfolg wurde.

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Der Turnverein Horw 1963

Vereinsleben funktioniert

«Ohne Vereine? Da wäre tote Hose in Horw», sagt Theo Niederberger. Als ehemaliger Präsident des Skiclubs Horw und der Trachtengruppe Horw kennt der 75-jährige das Horwer Vereinsleben. «Es funktioniert sehr gut», so seine Einschätzung. «Wir haben ein grosses Angebot, man spürt überall viel Herzblut und findet über die Vereine freiwillige Helferinnen und Helfer für Anlässe wie das Jodlerfest oder den SwissCityMarathon.»

Theo Niederberger war Präsident des Skiclubs Horw und der Trachtengruppe Horw, 16 Jahre lang Einwohnerrat und 1983/84 Einwohnerratspräsident. 2013 erhielt er den Anerkennungspreis der Gemeinde Horw für sein Engagement während mehr als 50 Jahren.

Als «Chrampfer» und Veranstalter übernehmen Vereine seit jeher eine tragende Rolle in Horw. Beispiel Maskenbälle: «Der Turnverein organisierte während Jahren im Hotel Kastanienbaum den Turnerball. Das war ein legendärer Maskenball und einer der ersten Fasnachtsanlässe der Region.» Auf Initiative des Turnvereins entstand 1959 die Guggenmusig Nachtheueler, die erste Guggenmusik in Horw. Der Turnerball wie auch die anderen Maskenbälle – etwa Adlerball, Pfarreiball und Arniball – sind aus Horw verschwun­den. Stattdessen halten neue Vereine wie die Trychlergruppe, die Chlöpfer-Gruppe oder die Egli-Zunft das Brauchtum lebendig.

Viele Aufgaben und Funktionen

Horwer Vereine übernehmen viele Aufgaben und Funktionen. Als Netzwerke schaffen sie soziale Beziehungen. Sie verbinden Gleichgesinnte, schaffen Sportangebote und fördern den Nachwuchs. Vereine setzen sich für Mitmenschen und Umwelt ein. Alles freiwillig und ehrenamtlich. «Helferinnen und Helfer finden sich immer», stellt Theo Niederberger fest. «Aber die Federführung in Vereinen wollen immer weniger Leute übernehmen. In einem Vorstand will man vielleicht noch mitarbeiten, aber ein Präsidium übernehmen lieber nicht.» Eine Problematik, die unter anderem der Frauensportverband SVKT und die Zwischenbühne Horw kennen. Diese Tendenz sorgt auch dafür, dass es Vereinen zuweilen an Profil fehlt. «Vereine brauchen initiative Köpfe mit Charakter, die zu Kulturfiguren werden und Vereine weiterbringen. Beim Skiclub war das Domini Buholzer, ein toller Motivator. Beim FC Horw war Hermann Klauser als langjähriger Präsident ein guter Netzwerker. Er holte Sponsoren, von denen andere Clubs nur träumen konnten. Oder Hans Aregger prägte während 40 Jahren das Jodeln in Horw.»4

Jungmannschaft lebt weiter

Ebenfalls verschwunden ist die katholische Jungmannschaft, die 1904 gegründet wurde. Ihr über 50-jähriges «Dormenheim» besteht aber noch immer. Ein paar ehemalige Jungmannschäftler, zu denen auch Theo Niederberger gehört, sind daran, das Lagerhaus mit 40 Betten umfassend zu sanieren. Die Jungmannschaft rief sowohl die Theatergesellschaft als auch den Horwer Samichlaus ins Leben.

Vielfalt hat zugenommen

Heute bereichern rund 120 Vereine und Organisationen das Leben in Horw, sei es sportlich, kulturell, gesellschaftlich, kirchlich, gemeinnützig, wirtschaftlich oder politisch. Um 1950 war die Dichte an Vereinen deutlich gerin­ger. An sportlichen Vereinen gab es die Feldschützengesellschaft als ältester Horwer Ver­ein (gegründet 1824), den Turnverein (1910), den Skiclub (1919), die Männerriege (1932), den Damenturnverein (1943) und den Fussballclub (1946). Im kulturellen Bereich gaben folgende Vereine den Ton an: Männerchor (1885), katholischer Kirchenchor (1885), Feldmusik (1894), Trachtengruppe (1935), Jodlerclub Heimelig (1938) und Turnerchörli (1944). «In den 1950er-Jahren gab es noch keine Musikschule. Wer Musik machen wollte, ging in die Feldmusik», erzählt Theo Niederberger. Daneben gab es zahlreiche andere Vereine wie die Frauen- und Müttergemeinschaft (1877), den Verkehrsverein Horw (1905), den Gewerbe­ verein (1919) oder Blauring und Pfadi (beide 1936). In den folgenden Jahrzehnten entstanden laufend neue Vereine, während andere aufgelöst wurden. Beispiele für neue Vereine und Organisationen sind die Behinderten-Sportgruppe (1976) oder die Gruppe «Wir junge Eltern» (1981).

Vereine für jedes Alter

Kinder und Jugendliche treffen sich heute in diversen Sportvereinen, sie singen im Jugendchor Nha Fala oder entdecken die Welt mit Pfadi, Blauring, Jungwacht und Cevi. «Vereine haben wieder mehr Zulauf an Kindern als auch schon. Beim Skiclub beispielsweise waren die Montagstrainings eine Zeit lang rückläufig. Heute besuchen wieder bis zu 80 Kinder das polysportive Training», sagt Theo Niederberger. Ein weiteres Beispiel ist die Pfadi St. Raphael Horw, bei der die Zahl der Kinder in den letzten Jahren stark zugenommen hat. In vielen Vereinen «altern» die Mitglieder mit oder sie richten sich explizit an älter werdende Horwerinnen und Horwer. Dazu gehört unter anderem das Aktive Alter Horw. Es lädt Seniorinnen und Senioren zu gemeinsamen Wanderungen, Anlässen und Ferien ein, man fährt zusammen Velo oder klopft einen Jass.

Immer auf Vereine angewiesen

Bei der 750-Jahr-Feier arbeitete Theo Niederberger im OK mit und war unter anderem für die «Grenzwanderungen» zuständig. «Wir organisierten Wanderungen entlang der Gemeindegrenze von der Krienseregg über die Biregg bis nach St. Niklausen, wo wir für die Seegrenze auf Nauen umstiegen.» Das Jubiläumsjahr hat viel bewegt in Horw. Es war die Geburtsstunde des Horwer Kulturpreises (vor 2010: Kulturbatzen) und der Horwer Gewerbeausstellung HOGA. «Das Jubilä­um unter dem Motto ‹erläbe, begryfe, verstoh› hatte einen verbindenden Charakter und vieles ermöglicht.» Das nächste Genera­tionenfest steht 2031 an. Auch «800 Jahre Horw» soll gefeiert werden. Wie, das ist noch offen. «Aber auch dieses Fest wird auf Vereine angewiesen sein», ist Theo Nieder­berger überzeugt. So werden sich Horwer Vereine einmal mehr aktiv beteiligen und unvergessliche Momente schaffen – so, wie sie das schon immer getan haben. Gemeinsam, freiwillig und mit viel Herzblut.

Skiclub Horw: Bis an die Olympischen Spiele

Man staunt doch sehr, wenn man heute liest, was der Hauptgrund für die Gründung des Skiclubs Horw im Jahr 1919 war: die körperliche Ertüchtigung unserer Wehrmänner. Das Militär brauchte sportliche und gesunde Männer, die das Land verteidigten. Im Jahr 1920 bekamen wir von der Korporation das Benützerrecht der Forsthütte auf der Buholzerschwändi. Der allsonntägliche Marsch nach der Frühmesse auf die Schwändi förderte die Kameradschaft und das Sommer- und Wintertourenwesen. Noch heute zelebrieren wir jeden Sonntag unsere spezielle Suppe auf der Hütte.

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Eine Tourengruppe vor der Buholzerschwändi ca. 1930

Regionale Ausstrahlung

Die Krisenzeit in den 1930er-Jahren und den Zweiten Weltkrieg überstand unser Verein. Er präsentierte sich in den 1950er-Jahren mit einer sehr aktiven Tourengruppe. 1965 wurde die nordische Rennsektion ins Leben gerufen und das ab sofort mit grossem Erfolg. Circa 20 Jahre später wurde die alpine Rennsektion gegründet. Die vielseitigen Aktivitäten mit einem Ganzjahrestraining begeisterten nicht nur die Horwer Jugend. Unser Club wurde so für die ganze Region quasi zum Skisportmittelpunkt. In all den Jahren war der Skiclub sportlich aktiv unterwegs und organisierte Sommer- und Wintersportanlässe aller Art.

Horwer bei Olympia

Seit 1984 qualifizierten sich neun Athleten aus dem Skiclub Horw für olympische Spiele und wir dürfen seit über 30 Jahren immer wieder mit Sportlern aus unserem Verein mitfiebern. Der Skiclub zählt heute gut 700 Mitglieder und ist ein erfolgreicher Horwer Sportverein. Wir wollen heute und in Zukunft für die Nachwuchsförderung im Breitensport beweglich und offen bleiben.

100 Jahre Skiclub

2019 feierte der Skiclub mit vielen sportbegeisterten Freunden seinen 100. Geburtstag. Unter anderem wurden am Kreisel bei der Wegscheide übergrosse Holzskis aufgestellt. Die Vernissage des Buches «100 Jahre Skiclub-Geschichten» bildete den Schlusspunkt des Jubiläumsjahrs.

Thérèse Spörring-Aebi, Präsidentin Skiclub Horw

Sportanlage Seefeld: Von der Feuchtwiese zum Kunstrasen

Der FC Horw hatte 1983 bereits zehn Mannschaften. Mehr durften es gar nicht sein, denn es fehlte der Platz. Zudem stand im Steinibachried nur ein schlecht entwässertes und daher oft unbespielbares Rasenfeld zur Verfügung. Mehr noch: Es fehlte eine eigentliche Gemeindesportanlage, die seit 1971 auf politischem Weg eingefordert wurde. Diese sollte auch das Manko an Schulsportanlagen lindern und Sportvereinen mehr Möglichkeiten bieten. «Die heutigen Verhältnisse sind nicht befriedigend und auf die Dauer nicht tragbar», schrieb der Gemeinderat 1983 und erhielt vom Einwohnerrat grünes Licht für die weitere Planung und schliesslich für die Umsetzung. Ein erstes Projekt im Felmis wurde von der Stimmbevölkerung 1978 abgelehnt.

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Arbeiterbaracken werden Garderoben

Die Sportanlage im Seefeld wurde in den Jahren 1985 und 1986 gebaut und im Oktober 1986 in Betrieb genommen. Für den Bau waren umfangreiche Landabtausche notwendig. Zudem mussten auf dem Campingplatz der Kiosk sowie die WC- und Waschanlagen verlegt werden. Es entstand eine umfassende Fussball- und Leichtathletikanlage, unter anderem mit einer 400-Meter-Rundbahn, in deren Innerem ein neues Rasenspielfeld entstand. In alten Baracken, die einer Baufirma als Unterkünfte für ihre Arbeiter gedient hatten, wurden provisorisch Garderoben eingerichtet. Gleichzeitig wurde das Garderobengebäude des FC Horw saniert, das der Club 1960 in Fronarbeit erstellt hatte.

Sportanlage Seefeld während der Bauphase, 1985.

Sanierung und Erweiterung

Knapp 20 Jahre später sollte die Anlage sa­niert und erweitert werden. Dazu gehörten der Bau eines Allwetterplatzes, der bereits in den 1980er-Jahren ein Thema gewesen war, eine Beachvolley-Anlage sowie neue Garderobenanlagen. Die Provisorien waren bald 20 Jahre in Betrieb und in schlechtem Zustand. Im Mai 2005 fiel der Startschuss für das 8-Millionen-Vorhaben zur Sanierung und Erweiterung der Sportanlage Seefeld. Im selben Jahr wurden nach diversen Vor- und Abbrucharbeiten das Kunstrasen-Fussballtrainingsfeld sowie das Doppel-Beachvolleyfeld gebaut und in Betrieb genommen. Im Spätherbst 2005 begannen die Bauarbeiten für das Garderobengebäude. Im Oktober 2006 wurde das Klublokal (Wolfshütte – benannt nach Ex-Nationaltrainer Paul Wolfisberg) für den eigenen Innenausbau dem FC Horw übergeben. Das Einweihungsfest im Juli 2007 dauerte drei Tage. Unter anderem fanden Rockkonzerte statt und der FC Luzern spielte gegen den FC Basel.

Alex Haggenmüller, ehemaliger Gemeindepräsident (1987 – 2006)

Feldschützengesellschaft: «Dem Frieden zum Schutz, dem Feind zum Trutz»

Nach dem Rückzug der französisch-napoleonischen Truppen und im Nachgang zum Wiener Kongress 1815 erstarkte in der damaligen Schweiz das Nationalbewusstsein. Gleichzeitig erwachte auch der Wehrwille wieder. Mit dem Erlass des Militär-Reglements schuf die Tagsatzung 1817 die Grundlage für die ausserdienstlichen Schiessübungen der wehrpflichtigen Milizsoldaten. 1824 wurde der Schweizer Schützenverein gegründet, der heute Schweizer Schiesssportverband heisst. In dieser Zeit entstanden auch zahlreiche lokale Schützenvereine. Sie alle hatten zum Ziel, die Schiesstüchtigkeit im Interesse der Landesverteidigung zu fördern und die vaterländische Gesinnung zu pflegen.

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Umzug durch Horw anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Winterschiessens der Pilatussektionen um 1960.

Ältester Horwer Verein

Die Feldschützengesellschaft Horw wurde ebenfalls 1824 gegründet, und zwar als Schützengesellschaft Horw. Sie ist damit der älteste Horwer Verein. Während den ersten Jahrzehnten schossen die Mitglieder noch im Dorf aus der Schützenlaube des Restaurants Rössli Richtung Herrenwald und im «Moosmattli» auf der Halbinsel. Von 1907 bis 1993 wurden die Schiessen im Schiessstand «Kirchfeld» abgehalten. Nach einem kurzen Gastrecht auf den Schiessanlagen der Luzerner Allmend üben die Feldschützen ihren Sport seit 2004 auf der regionalen Schiessanlage Stalden in Kriens aus.

Trend zu sportlichem Schiessen

Die ersten rund 150 Jahre der Vereinsgeschichte waren stark vom militärischen Schiessen geprägt. In jüngster Zeit steht eher das sportliche Schiessen im Vordergrund, was dem nationalen Trend entspricht. Im Auftrag des Bundes organisiert die Feldschützengesellschaft Horw nach wie vor die militärischen Schiessen, das Obligatorische und das Feldschiessen sowie die Jungschützenkurse. Ergänzend dazu wird Sportinteressierten ein breit gefächertes Jahresprogramm angeboten. Als Vereinslokal dient den Schützinnen und Schützen noch immer die gemütliche Schützenstube im alten Schützenhaus «Kirchfeld».

Hans-Ruedi Jung, Präsident Feldschützengesellschaft Horw

Am Jungschützenkurs wird Schützen-Know-how von einer Generation an die nächste weitergegeben.